Vegan in Shanghai?

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Die vegane Ecke im Carrefour…Scherz! 😉

Nein, keine Sorge, wir bleiben unserer Bratwurst treu. Aber das Thema Veganismus, also keinerlei tierische Produkte zu verzehren (nein, auch keinen Honig, keine Eier und keine Milchprodukte, wie es Vegetarier tun) oder sonstwie Produkte tierischen Ursprungs zu verwenden (Lederschuhe, Daunenkissen,…) ist offensichtlich ein riesen Trend, der mir grad ständig begegnet.

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Die ZEIT (meine morgendliche Lektüre auf dem Heimweg vom Kindergarten) hat diese Woche zur veganen Themenwoche erklärt und es gibt viele interessante Artikel, die auch aufregen, aber oft auch zum Nachdenken anregen. Ich bin ja der Meinung, dass es die Bienen jetzt nicht soooo sehr stört, wenn wir ihren Honig klauen oder das Schaf, wenn es für einen Wollpullover geschoren wird, aber über das Thema Massentierhaltung kann man schonmal grübeln. Und natürlich denkt man als „Dorfkind“ mit Hühnern und Enten im Garten und Kaninchen im Stall auch nochmal anders darüber.

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Aber grad sind wir ja in China. Hühner haben wir (noch) keine auf dem Balkon und für einen Kaninchenstall hat es im Gästezimmer platzmäßig auch nicht mehr gereicht. Bio-Produkte sind Mangelware und erst recht biologisches Fleisch bzw. Fleisch aus artgerechter Haltung. Könnte man also hier vegetarisch oder sogar vegan leben? Antwort: Ja, wenn man alles selber kocht! Denn Chinesen lieben Fleisch (soweit ich das beurteilen kann!). Keine „Gemüsesuppe“ ohne Fleischbrühe (und kleine Fleischstückchen), kein Pfannengericht ohne Fleischbeilage. Das musste kürzlich auch die Freundin von Tinos Kollegen erfahren, die hier zu Besuch war. Das Resultat: sie aß die restliche Zeit Salat bei den großen Fast-Food-Ketten, um ganz sicher zu gehen, dass sie auch wirklich keine tierischen Produkte zu sich nimmt. Na ja, das ist zwar einerseits konsequent, aber auch furchtbar langweilig und irgendwie auch sinnlos, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen der Salat bei McDonalds & Co. produziert und transportiert wird – ob da überhaupt noch Nährstoffe drin sind!?
Ein paar (zumindest vegetarische) Restauranttipps habe ich aber doch.

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Paradoxerweise dreht sich das neue Kultbuch der veganen Gemeinschaft, China-Study, darum, dass Chinesen viel gesünder sind, weil sie sehr viel weniger bzw. gar keine tiereischen Eiweise verzehren. Aber es wurden wohl hauptsächlich eine Bevölkerungsgruppen auf dem Land untersucht und generell kann man das Ganze auch nicht auf China beziehen, denn ich gehe mal davon aus, dass die Lebenserwartung hier im Durchschnitt geringer ist, als bei westlichen Nationen. Klar gibt es viele Produkte aus Soja, wie z.B. Tofu oder Sojamilch (die hier leider sehr nach Soja schmeckt, ganz im Gegenteil zu der in Deutschland, die ich ganz gerne mal getrunken habe), aber eben auch jede Menge Fleisch und auch Milch und Milchprodukte scheinen sehr beliebt zu sein: Trinkjoghurt gehört zum Standardrepertoire jedes 24h-Lädchens und aus dem Carrefour werden die Milch-Megapacks rausgeschleppt (kleine Halbliter-Trinkpäckchen der japanischen „Nobelmilchmarke“ für Unterwegs, immer 10 Stück für ca. 10 Euro) – dabei vertragen die Chinesen doch eigentlich gar keine pure Milch

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Jedenfalls bin ich froh, dass wir keine Veganer oder Vegetarier sind, denn wir essen auch so schon oft genug Sachen, die wir zu Hause nichtmal angucken würden („Italienischer Mozarella“ aus Kansas in Blockform) und noch mehr Einschränkungen würden den Abendbrottisch doch recht traurig aussehen lassen. Wenn ich koche, versuche ich an Fisch aus nachhaltiger Fischerei oder an Freilandhühner zu kommen. Ansonsten gibts halt auch öfter mal kein Fleisch oder keine Wurst und stattdessen Pilz-Reispfanne oder selbstgemachten Auberginen-Aufstrich fürs Brot. Einen Joghurtbereiter darf ich seit Kurzem auch mein Eigen nennen. So richtig hat es noch nicht geklappt, aber aus verunglücktem Joghurt lässt sich zum Glück sehr leckerer Frischkäse selber machen… 😉

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So, nun habe ich auch was zu diesem sehr angesagten Thema beigetragen. 🙂 Nein, Veganer werde ich sicher nie, dafür esse ich zu gerne Fleisch und bin überzeugt, dass der menschliche Organismus nicht für eine rein pflanzliche Kost ausgelegt ist. Aber die ganze Diskussion regt zum Nach- und Umdenken an – es muss eben nicht jeden Tag Fleisch, Käse oder Wurst geben.

Eine Frage beschäftigt mich allerdings: die meisten Veganer verzichten sicher aus ethischen Gründen auf tierische Produkte. Vielen ist aber auch der Punkt wichtig, dass tierisches Eiweis dem menschlichen Körper schadet, sogar Krankheiten verursacht. Hat eine stillende, vegane Mutter deshalb Gewissensbisse? Würde mich mal interessieren…

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