Einstellungsgespräche und andere Katastrophen

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In meiner neuen Position als „Head of Kids Products“* (wie passend, als einzige Mutter im Team… 😉 ) habe ich das Vergnügen ein Team von drei Leuten einstellen zu dürfen.
Dass das Ganze nicht wirklich ein Vergnügen werden würde, hat mir meine schwedische Kollegin schon eröffnet…

Das Ganze fängt mit der Auswahl der Kandidaten an: diverse Jobportale „spucken“ uns täglich bis zu 600 mehr oder weniger geeignete Kandidaten in den Maileingang, wonach bzw. ob überhaupt ausgewählt wird, konnte ich bis heute allerdings nicht mit Sicherheit feststellen. Grüne Prozentzahlen neben dem Kandidatennamen lassen dies jedoch vermuten.

Nach dem Scannen einiger Bewerbungsbögen mit blumigen Aussagen wie diesen,

„Like a tour of the cheetah
We are hunting each other in tonight.
Smile full of
The smell of warm
Endorphin rapid movement
Two hunters are carefully
Who falls into the hands of who
The night before the end of
Love is not the end of the game.“

„I do what I will.“

„If there is an opprtunity I will take it.“

„…bold, direct, sexy…“

… hat man eigentlich schon keine Lust mehr. Ein wenig befremdlich ist auch, dass Körpergröße und Parteizugehörigkeit (falls vorhanden) angegeben werden müssen. Ein Foto wäre schön, ist aber keine Pflicht und das Thema Bewerbungsfoto wird auch eher großzügig ausgelegt…da muss schon mal der Schnappschuss von der letzten Party oder aus dem Urlaub herhalten.

Na ja. Ein paar geeignete Bewerber haben wir aber dann doch gefunden, nämlich ca. 6 pro Tag. Das hört sich jetzt viel an, aber wenn man davon ausgeht, dass ca. 60% gar nicht erscheinen, relativiert sich das Ganze doch recht schnell.

Die übrigen 40% sind in den wenigsten Fällen pünktlich, eine Verspätung von 30 Minuten durchaus normal und klaglos hinzunehmen. Auch der Bereich geeignete Kleidung beim Bewerbungsgespräch lässt in China viel Raum für Interpretation. Ist man im Westen bei solch einer Gelegenheit eher over- als underdressed, geht es hier eher leger zu. Jeans und Pulli, sind da standard, sehr gerne genommen werden auch Hot-Pants inkl. kniehoher Steifel bei den Damen oder Jogginghose bei den Herren…
Aber Äußerlichkeiten sind schließlich nicht Alles, also auf ins Gefecht Bewerbungsgespräch!

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Da stellt sich dann ganz schnell heraus, dass das mit dem „English: excellent“ wohl ein kleeeeeein wenig übertrieben war oder man sich eine halbe Stunde lang nur scheinbar mit Bewerberin B unterhalten hat, denn: Überraschung! Es ist Bewerberin C, die eine halbe Stunde früher erscheinen war und erst nach einem längeren Blick auf das Foto auf dem Bewerbungsbogen sicher ist, dass das nicht ihrer ist. Alle Fragen zu ihren vermeintlichen Arbeitgebern hatte sie allerdings brav beantwortet. 😀
Auf die Frage, warum sie genau in unserem Unternehmen arbeiten möchte, antwortete eine andere Bewerberin…erstmal 40 Sekunden lang gar nichts. Um die Sache schließlich mit „Because I need a job.“ abzuschließen.

Leider entpuppt sich manch erfolgreiches Gespräch erst im Nachhinein als Flop, wenn man auf Nachfrage beim vorherigen Arbeitgeber erfährt, dass es in diesem Unternehmen weder das angepriesene Marketingseminar gegeben hat noch die Bewerberin das angegebene Jahr angestellt war…

Nichtsdestotrotz: ich habe drei neue Teammitglieder gefunden, die Erste fängt morgen an und ich bin schon sehr gespannt!

Drückt bitte die Daumen, dass es mir nicht wie meiner mexikanischen Kollegin geht. Die hatte ihre Kandidatin schon vor zwei Wochen gefunden und ohne Probearbeit eingestellt. Am zweiten Arbeitstag meldete sie sich krank – ihr war offenbar langweilig, wie sie der Personalabteilung anvertraute. Am dritten Arbeitstag wurde sie entlassen…

* das und das momentan unglaubliche lahme Internet sind der Grund für die Ruhe hier auf dem Blog. Ich gelobe Besserung! 🙂

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