Stilleben im Dörfchen Jiangtouzhou…
Aber erstmal hieß es früh aufstehen am 1. Mai, denn unser Flieger nach Guilin startete schon 8:30 Uhr. Mit nur 30 Minuten Verspätung (das ist in chinesischer Flughafenrechnung quasi pünktlich) landeten wir 2,5 Stunden Später in Guilin in der autonomen Provinz Guanxi, ganz im Süden Chinas.
Nachdem wir unser tolles Hotelzimmer im Shangri-La bezogen hatten und uns bei frittierten Hühnerknorpeln (wenn man die Beschreibung in der Speisekarte nur überfliegt, muss man in China eben auch mal mit Überraschungen rechnen – auch im 5-Sterne-Hotel!), ging es an die Detailplanung der nächsten drei Tage. Dabei behilflich sollte ein Mitarbeiter vom Hotel sein. „Eine Flussschiffahrt auf dem Li, ja, die müsse schon sein, aber von den Bambusbooten rate er ab, da sei kürzlich eines gekentert. Mit dem Fahrrad ins nächste Dorf? Also das könnte er wirklich nicht empfehlen – immer diese verrücken Ausländer!“ 😀 Nachdem dann auch klar war, dass sich das Hotel das Buchen der Touren Einiges kosten lassen würde, haben wir uns kurzerhand per Taxi zu einem chinesischen Reisebüro nach Guilin fahren lassen.
Mit drei Sätzen Englisch auf der einen Seite, drei Worten Chinesisch auf der anderen und Händen und Füßen, hatten wir nach 10 Minuten zwei Touren zum halben Hotelpreis gebucht, inkl. Bambusboot, aber ohne Fahrrad.
Dafür war es schon zu spät, denn es war mittlerweile schon Nachmittag. Also ließen wir uns von der netten Taxifahrerin in das 1000 Jahre alte Dorf fahren, statt auf den Drahtesel zu steigen – eine wiese Entscheidung, wie sich bald herausstellte: Guilin hat zwar 5 Mio. Einwohner, aber einige der Nebenstraßen erinnern doch stark an Feldwege und so lag die gesamte Strecke im Staubdunst.
Aber einmal aus der Stadt raus, gab es herrliche Bilder, so wie man sich chinesisches Landleben vorstellt:
Nach einer halben Stunde erreichten wir dann Jiangtouzhou und hatten es ganz für uns alleine – neben ein paar einzelnen Dorfbewohnern war wirklich kein einziger Tourist zu sehen und schon gar keine weiteren Langnasen. Wir konnten also ganz in Ruhe durch die Gassen streifen
Meist blieb der Blick auf die urigen Innenhöfe versperrt,
aber manchmal konnten wir einen Blick erhaschen:
Kommunistische Propagandakunst hatte es auch bis in diesen Winkel geschafft und fügt sich harmonisch ins Gesamtbild… 😉
Am Dorfbach wäscht man Lebensmittel, Wäsche und sich selber.
Die Waschmaschine:
Und wie immer staune ich, wie nah Tradition und Moderne in China beieinander liegen…
Die Dorfgemeinschaft hatte sich zum Abendplausch zusammengesetzt und für uns war es Zeit nach Guilin zurück zu fahren.
Dort setzte uns unsere Taxifahrerin direkt vor einem Restaurant ab, das sie uns wärmstens empfahl. Dafür war sie auch extra ca. 500 m auf dem Fußweg gefahren – wenn es der Platz hergegeben hätte, wäre sie wohl auch in das Restaurant hineingefahren… 😀
leider stand uns der Sinn an diesem Abend nicht nach Schildkrötenragout… Deshalb gab es noch einen kurzen Spaziergang am Shan-See entlang, wo schon einige Touristen auf den perfekten Sonnenuntergangsfotomoment vor den „Zwillingspagoden der Sonne und des Mondes“ warteten:
Auch wir reihten uns ein und konnten die weltgrößte Kupferpagode und eine der wenigen Pagoden auf der Welt, die mit einem Aufzug ausgestattet ist gebührend ablichten:
Nach soviel Superlative gab es dann auch endlich was zu essen: kleine Vorspeisenplatte nach Art des Hauses mit gegrillter Sojamilchhaut, gedämpften Erdnüssen, superscharfem Kohlrabi und Seetang
Noch mehr nach unserem Geschmack, war aber der frittierte Fisch mit süß-saurer Zitronensauce und das Honigschwein.
Mit gut gefüllten Mägen ging es durch die chaotischen, aber sehr sympathischen Gassen von Guilin zurück zum Hotel,
wo uns schon unsere gemütlichen Betten erwarteten… 😉