Letzten Donnerstag ging es auf ins Shanghaier Nachtleben, allerdings der etwas anderen Art. 😀
Mit UnTour Shanghai, einem Veranstalter für kulinarische Touren durch Shanghai, trafen wir uns um 19 Uhr an der Ecke Shouning Lu/Xizang Lu zusammen mit 6 Amerikanern und 2 Australiern, die auf der Durchreise waren und Mitch, unserem Guide.
Noch vor den „handfesten“ Leckereien“ besorgten wir eine Nachtisch-Auswahl: Magopüree mit Kokosmilch, Mandeltofu (ohne Mandeln, dafür mit Mandelaroma aus Aprikosenkernen), lila Tarogelee, dass nach Popcorn schmeckte, Papaya-Kokos-Stückchen mit schwarzem Klebreis und noch einige ungewöhnliche Nachspeisen mehr.
Und dann gings zur Sache: am Meeresfrüchtebüffet gegenüber wurde direkt ein halbes Kilo Wasserschlange geordert!
Wer schon beim Anblick der lebenden Exemplare ein flaues Gefühl in der Magengrube bekommt,
sollte beim nächsten Bild vielleicht nicht ganz so genau hinschauen…
…denn wie man eine Wasserschlange fachgerecht er- und zerlegt wurde uns dann auch noch direkt präsentiert: mit einer Schere. o.O
Nach den blutigen Details gab es dann aber endlich was zu essen. 😀 Nämlich Flusskrebse. Zum fachmännischen und handschonenden Pulen wurden Einmalhandschuhe bereitgestellt. Die waren auch dringend notwendig, denn die Tierchen waren schön rot und höllisch scharf!
Aber seeeehr lecker!
Und danach gabs: Schlange! Optisch nahe am Gänsehals, geschmacklich eher unspektakulär (die pfeffrig-salzige Panade hats rausgerissen), nagt man das Fleisch ähnlich wie bei einem Fisch von den Knochen, die wie Gräten aussehen.
Danach war auch mal was für die Vegetarier dabei: Lotuswurzel am Stiel, chinesischer Knoblauch (sieht aus wie grüne Bohnen) und Shitake-Pilze.
Wie man sieht, haben wir drinnen gegessen. Unser Guide hatte draußen an den verschiedenen Ständen bestellt und uns wurde alles ins Restaurant geliefert – ist hier durchaus üblich.
Nachdem wir die 10 verschiedenen Nachspeisenvarinaten getestet hatten, machten wir einen Verdauungsspaziergang entlang der alten Stadtmauer in Richtung Yu Garden.
In der Fangbang Lu angekommen ging es weiter mit Nudeln, Gebäck und Gänsehälsen…
Dieser junge Mann aus dem Süden Chinas bereitet jede Nacht von 18 Uhr bis 4 Uhr morgens gebratene Reisnudeln zu. Mit gekonnten Handbewegungen wirft er die Zutaten, auf die wir zeigen, in den Wok, den er über offenem Feuer balanciert. Seine Frau/Freundin füllt die Zutatenschälchen auf und verpackt die fertigen Gerichte zum Mitnehmen. Der Boden ist übersät mit leeren Eierschalen und das „Lokal“ ist eigentlich nur eine Bretterbude, aber es duftet köstlich und schmeckt auch so!
Ein paar Meter weiter gibt es große, gefüllte Teigfladen. Eigentlich eher ein Frühstückgericht, aber diese knusprigen Dinger kann man zu jeder Zeit essen. Also ich jedenfalls. Im Vordergrund sehr gut zu sehen: die Sojamilch, die traditionell dazu getrunken wird. Da bin ich dann eher für den guten, alten Kaffee… 😀
Unsere letzte Station ist ein muslimisches Nudelrestaurant mit selbstgemachten Nudeln: geschabt oder wie eindrucksvoll präsentiert in der Luft gezwirbelt:
Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass die muslimischen Restaurants in Shanghai (und auch anderswo in China) auffallend oft einen ähnlichen Look haben. Jetzt weiß ich, dank Mitch, auch warum: sie werden von ihrer Provinz im Westen Chinas „gesponsert“ um die Kultur und das Essen ins restliche China zu tragen.
Mein persönliches Highlight gab es ganz zum Schluss: Stinky Tofu! 😀 Endlich hab ich ihn probiert und er war echt lecker! Allerdings eine sehr milde Variante, aber nicht jeder Käseliebhaber ist gleich mit Tilsiter gestartet… 😉
Auf dem Nachhauseweg um 22 Uhr noch einen süßen Spieß. Mit roten Früchten, deren Namen ich mal wieder nicht weiß…so groß wie rote Datteln, aber mit mehreren, kleineren Kernen, festem Fruchtfleisch wie bei einem Apfel und schön säuerlich. Glasiert mit Zuckerkruste und Sesam – ein Traum!
Eine sehr, sehr lohnende Tour, die jeden Jiao (= Cent) ihrer 400 RMB wert ist! Von Mitch gab es viele interessante Hintergrundstories, die auch einen älteren Shanghai-Hasen wie mich noch beeindrucken konnten!
Hallo Miriam, Xin Nian Hao!
Bei dem letzten Bild handelt es sich um Weissdorn, 山楂 Shan1 Zha1
Und, mein Schatz hat vor einer langen Zeit mal gesagt, dass ich aus einer „Geldfamilie“ stamme, da ich mit Vornamen Jiao heisse, mein Vater Yuan, meine Tante Fen. Natuerlich schreiben sich unsere Namen ganz anders als die Waehrungseinheiten , aber die Anwesenden haben alle herzlichst ueber seinen Einfall gelacht 😀
Lg, Jiaojiao
Aaaahhhh, Weißdorn! Sehr interessant und vor allem sehr lecker…allerdings nur mit der Zuckerglasur, pur schmeckt er doch recht…gesund! 😀 Die Sache mit deiner Geldfamilie ist echt witzig!